Die Liegenschaft des ehemaligen VKH soll unter der Regie des Landkreises Göttingen ab Anfang nächsten Jahres als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden.
Entgegen erster Befürchtungen ist kein reines Wohnprojekt geplant, sondern ein Integrations- und Begegnungszentrum (kurz IFUB) mit Kulturveranstaltungen und beruflichen Schulungskursen. Die Veranstaltung "SPD vor Ort" soll BürgerInnen die Möglichkeit geben den Akteuren Fragen bzgl der Nachnutzung zu stellen und mögliche Ängste auszuräumen.

„Unser Anspruch ist es, das Konzept von vornherein besser zu machen als andere Landkreise es getan haben“, erklärte Landrat Bernhard Reuter einleitend. Ihm sei wichtig, dass es mit dem Umfeld der vom Landkreis erworbenen Gebäude klappt „und die Menschen der Stadt davon etwas haben“. Architekt Gregor Brune ergänzt: „Wir wollen Räume schaffen, in denen sich die Menschen wohlfühlen.“ Er bezeichnete seine Arbeit als „bescheidenen Beitrag zur Integration". Dieser Beitrag soll später mithilfe „weicher Faktoren“ der Menschen mit Leben belebt werden.

Wilfried Kraft mit Landrat Bernhard Reuter
Moderator Wilfried Kraft stellt gezielte Fragen an Landrat Bernhard Reuter.

Dafür stehen die kreiseigene Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB) und das Diakonische Werk, wie Uwe Telkamp und Barbara Jankowski bestätigten. Sie fühlen sich verantwortlich für die Vermittlung von Sprache, Kultur und Bildung. Sehr viel habe man aus der ersten Euphorie gelernt, um jetzt in einem entspannten Rahmen die Integrationsarbeit gründlich anzugehen. Neben dem Lob an die freundliche Atmosphäre richtete Jankowski allerdings auch die Forderung an die Politik, die Ängste der Bürger besser aufzunehmen.

Von diesen Ängsten wurden auf der SPD-Veranstaltung einige sichtbar. Sie reichen vom Baulärm über die Frage der Selbstversorgung ohne Zentralküche bis hin zur Gestaltung des Geländes rund um die Gebäude. Michael Bonder, AWO-Geschäftsführer, Kreistagsabgeordneter und Geschäftsführer der Bonveno-GmbH, die bereits Einrichtungen für Flüchtlinge in Göttingen betreibt, verwies auf den „riesigen Handlungsdruck“ im vergangenen Herbst der nun langsam abklinge und in der Flüchtlingsarbeit endlich sorgfältiges, nachhaltiges Arbeiten zulasse. Erst jetzt komme man dazu, wirklich mehr zu unternehmen als notdürftige Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. "Dass Integration ein schmerzhafter Prozess ist, der nicht völlig ohne Reibungspunkte ablaufen kann", so Landrat Reuter, können auch die beiden Flüchtlinge bestätigen, die auf der Veranstaltung ihre persönliche Situation schilderten. Mahmmoud Al Saloum (29) und Naeem Kaisi (35) kommen aus Syrien, fühlen sich von der Bevölkerung und den örtlichen Politikern sehr gut aufgenommen, vermissen aber ihre Familie in der Heimat. Sie haben ihre berufliche Existenz verloren und sind unter lebensgefährlichen Bedingungen nach Deutschland gekommen. Sie wollen lernen, berufstätig werden und auf eigenen Beinen stehen. Sie wollen „den Deutschen etwas zurückgeben“.
In Hann. Münden sind die Weichen dank guter Zusammenarbeit eines weit reichenden Netzwerks gut gestellt.

von links nach rechts: Naeem Kaisi ist aus Damaskus geflüchtet. Er will hier seinen Master machen. Michael Bonder (AWO), Gudrun Surup (SPD-Ortsverein) und Barbara Jankowski (Diakonie) hören aufmerksam zu.