Am 19. Oktober 2017 besuchten Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft 60plus des SPD Unterbezirkes Göttingen mit Gästen das Grenzlandmuseum Eichsfeld in Teistungen bei Duderstadt. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Manfred Wesemann wurden die 28 Teilnehmer in zwei Gruppen durch die mehr als 1.000 qm große Dauerausstellung geführt, die in die Bereiche „Grenze – Mensch – Natur“ gegliedert ist.

Eingangs wurde erläutert, welche Hintergründe und politischen Ziele zur Errichtung der Grenze führten und warum der anfangs einfache Stacheldrahtzaun zum undurchdringlichen Grenzbollwerk ausgebaut wurde. Dabei faszinierten die beiden Museumsführer durch ein enormes Detailwissen – auch durch eigene Erlebnisse und Erfahrungen ergänzt. Das System der gegenseitigen Überwachung der Grenzsoldaten wurde dabei ebenso erklärt wie die besonderen Probleme der Menschen, die in der Nähe der Grenze wohnten. Besonders einschneidend waren die Zwangsumsiedlungen für diejenigen, deren Familien viele Generationen dort gelebt hatten, und die, oft ohne Angabe von Gründen, innerhalb kürzester Zeit Haus und Hof verlassen mussten. Erschüttert haben alle Teilnehmer bei diesem Besuch vor allem auch die Schilderungen über die Schikanen und Bespitzelungsmaßnahmen in den täglichen Lebensabläufen der Bewohner in den Dörfern in Grenznähe. Umso bewundernswerter ist deshalb, dass Bewohner des Dorfes Böseckendorf eine Flucht mit insgesamt 53 Personen planen, organisieren und am 02. Oktober 1961 durchführen konnten, ohne dass dieses Vorhaben zuvor verraten wurde. Die Familien, die überwiegend Landwirtschaft betrieben, kamen durch ihre Flucht ihrer geplanten Zwangsumsiedlung zuvor und konnten die Grenze noch überwinden, bevor sie zum Todesstreifen wurde.

Teistungen-gruppe

Die Erläuterungen und Darstellungen zu der „gesicherten Grenze“ lösten Entsetzen und Fassungslosigkeit bei allen Besuchern aus. Anhand der Sicherungsanlagen wurde deutlich, wozu Menschen fähig waren, wenn es darum ging, Schikanen zu „erfinden“, um andere an der Flucht zu hindern bzw. ihnen bei der Flucht großen Schaden zuzufügen. Das wurde u.a. sehr deutlich an den Selbstschussanlagen, deren Munition nicht aus Kugeln bestand, sondern aus 110 „Metall-Würfeln“, die weitaus größere Verletzungen erzeugten und Gliedmaßen und Organe regelrecht zerfetzten. Aber auch über „geglückte Aktionen“ einer erfolgreichen Flucht in den Westen konnte berichtet werden. Doch leider verliefen die meisten Fluchtversuche erfolglos. Sie endeten mit der Festnahme und späteren Verurteilung, mit schwersten Verletzungen oder gar mit dem Tod. Umso mehr grenzt es aus heutiger Sicht an ein Wunder, dass die späteren Aktionen und Entwicklungen zur Wiedervereinigung ohne Gewalt und Blutvergießen abgelaufen sind. Sehr nachdenklich verließen alle Teilnehmer nach ca. 2 Stunden die „Mahn- und Erinnerungsstätte zu der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze“. Und viel Diskussions- und Gesprächsstoff dazu gab es für alle Teilnehmer der AG 60 plus auch noch beim anschließenden gemeinsamen Kaffeetrinken, und sicherlich auch noch darüber hinaus.